Eisbrecher – Jahresabschlusskonzert in München – 29.12.2012


„Wir kriegen das Ding nie voll!“ Alex Wesselsky hatte Bedenken, ob die Wahl des Zenith in München wirklich eine gute Idee gewesen war. Da halfen auch aufmunternde Worte wenig, überzeugen konnte ihn nur der gestrige Abend. Ob es erfolgreich war, werden wir noch sehen.

Black Blitz

Das Zenith bietet viel Platz und der wird langsam mit feierwütigen Zuschauern gefüllt. Man geht an die Bars, einige holen das EISBRECHER-Geschenk ab; eine kleine Taschenlampe, die es für die Originaltickets gab. Die Merchstände werden ansonsten noch relativ in Ruhe gelassen, manche Bands müssen erst noch überzeugen.
Um Punkt 19 Uhr geht es los, dabei ist man irgendwie noch gar nicht darauf gefasst. Auf der Bühne stehen drei junge Burschen. Der Drummer strengt sich mächtig an und legt ein ganz passables Set hin. Man kann gut mit ihm mithalten und die Rhythmen sind eingängig, so dass bald viele dazu klatschen und sich bewegen. Auf der linken Seite rockt der Bassist, von dem ich leider nur wenig mitbekomme, weil ich ungünstig stehe. Aber auch er weiß, was er zu tun hat und zupft recht ordentlich die Saiten. Wie so oft dreht sich aber alles um den Fronter. Der steht mal steif hinter dem Mikro, läuft mal über die Bühne, grinst, brüllt, spielt Gitarre, singt, lacht. Er feuert das Publikum an, kommuniziert viel mit ihm, ermuntert zum Mitmachen und hat sehr schnell die Münchner auf seiner Seite. Als er dann eine bayerische Begrüßung in den Saal schmettert, ist sowieso das Eis gebrochen. Thomas ist sympathisch und das wird ihm gedankt. Eine kleine Fangemeinde haben sie mitgebracht, aber BLACK BLITZ können auch bei den anderen mächtig punkten. Nur knappe 20 Minuten rocken sie die Bühne, bringen das Zenith aber schon richtig schön in Fahrt, legen gute Riffs und schicke Gitarrensoli hin. Man merkt die Vorbilder, hört ein bisschen METALLICA raus. Das Trio steht am Anfang, auch wenn die Band bereits seit drei Jahren existiert, aber sie haben noch eine lange und erfolgreiche Zukunft vor sich. Sie werden mit lauten Zugabe-Rufen verabschiedet.

Stahlmann

Auch Alex ist davon überzeugt, als er die Bühne betritt, das Zenith begrüßt und sich freut, hier zu sein. Ein Ostfriese ist da, merkt man an der Fahne und Alex kann es nicht lassen, ein paar Bemerkungen zu machen. „Früher haben wir viele Witze über euch gerissen … Wenn ich mir Dich so anschaue … Früher war doch nicht alles schlecht!“
Dann aber kündigt er STAHLMANN an und es wird silbern auf der Bühne. Das Quartett legt gut los, wird bejubelt und gefeiert, die Fans singen mit, rocken richtig und freuen sich, einmal mehr die Silbermänner in München begrüßen zu können. Dankbar zeigt sich Frontmann Mart, der weiß, was er Alex verdankt.
„Als wir angefangen haben, haben mir alle gesagt, mach keine Neue Deutsche Härte!“ Zum Glück hörte er nicht auf diese Stimmen, sondern hat sein Ding durchgezogen und nun Erfolg damit. STAHLMANN werden gefeiert, die Arme bleiben vielfach oben, es wird mitgeklatscht und ja, EISBRECHER haben ihren Anteil an diesem Erfolg, denn Alex hat seine Fittiche über ihnen ausgebreitet.
Vielleicht ist das etwas, was einmal erwähnt werden sollte: Da steht einer, der weiß, dass aller Anfang schwer ist, der aber auch sieht, wenn sich jemand anstrengt, etwas wirklich will und vor allem Potential hat. So supportet Alex nicht selten Formationen, die er für vielversprechend hält. Ganz ohne Starallüren oder Konkurrenzdenken, einfach der Musik zuliebe. Dankeschön!
Natürlich schleudern sich Mart und das Publikum „Hass mich – Lieb mich“ entgegen und wenig später brüllt der Saal „Spring, spring spring!“ Tobi und Ablaz ziehen ihre Show ab, laufen mal nach links und nach rechts, greifen ordentlich in die Saiten oder heizen den Zuschauern ein.
Natürlich gibt es wieder das Foto von allen, das bald auf Facebook stehen wird. Erinnerungen und ein würdiger Jahresabschluss für eine Band, die nicht nur ein tolles Album (Quecksilber) veröffentlicht, sondern auch live viel gerissen hat und auf 2012 sicherlich zufrieden zurückblicken kann.

diary of dreams

Die Umbaupause dauert etwas länger, aber der Zeitplan sitzt und um 20:45 Uhr werden DIARY OF DREAMS angekündigt. Alex erzählt, dass es ihn sehr freut, die Formation hier zu haben. Den Anwesenden gefällt das auch, denn die Band ist recht beliebt. Seit 23 Jahren tingeln sie über die Bühnen und haben sich einen Namen gemacht.
Als Adrian Hates mit der ruhigen, tiefen Stimme loslegt, wird gejubelt. Die Hände werden gegen die Hallendecke gereckt und an den richtigen Stellen der Takt mitgeklatscht. Hates wandelt über die Bühne, singt getragen seine melancholischen Texte. Die Show ist er, wie es scheint. Leider dröhnt der Sound teilweise gar fürchterlich und nimmt hin und wieder die Freude am Auftritt. Im hinteren Bereich wird getanzt und man merkt, dass DIARY OF DREAMS wissen, was sie da tun und es wirklich gut machen.
Im Vergleich zu den beiden vorherigen Bands wirkt diese hier aber trist und langweilig. Keine Power, keine schnellen Beats. An sich ist das vollkommen in Ordnung, weil die Musik stimmt, die Formation bekannt und beliebt ist und sich nun wirklich hinter niemandem zu verstecken braucht, aber sie nimmt ganz eindeutig das Tempo raus und die Euphorie nimmt spürbar ab.
Es ist schön, DIARY OF DREAMS live zu erleben und Hates und seine Mannen legen einen guten Auftritt hin, der mit Applaus und Jubel honoriert wird. Ein bisschen sind sie die Ruhe vor dem Sturm, der auf uns wartet.

Eisbrecher 4

Wir müssen lange warten, aber es soll auch alles perfekt sein, und als schließlich gegen 22:10 Uhr der Saal einmal mehr dunkel wird und EISBRECHER endlich die Bühne entern, kocht das Zenith. Der Jubel ist ohrenbetäubend, die Arme sind oben, es ist eine gigantische Kulisse – und die berührt sogar die starken Männer. Alex bedankt sich bereits nach dem ersten Song. Er habe nie gedacht, dass es so voll werden würde, auch wenn das Zenith größer sei, das hier sei so viel mehr, als sie erwarten haben. Und sie haben es verdient. Die Kulisse, die Fans, den Jubel.
Die Band dankt es mit einem fulminanten Auftritt, bei dem sie einen Hit nach dem anderen performen. Alex zieht sich hier und da um, man kennt die Outfits, man weiß, was gleich über die Lautsprecher kommen wird. Eifrig wird mitgeklatscht und das Publikum gibt sich textsicher. Da ist keine Zeile, die nicht mitgesungen wird, kein noch so kleiner Takt, der unbekannt ist. Man weiß auch, was geschieht, wenn der Fronter sich auf den Barhocker setzt und zur Akustikgitarre greift. „Das wird es nie wieder geben“, kündigt er an und man hofft, dass es ein leeres Versprechen ist, denn niemand kann so wundervoll „Tränen lügen nicht“ und „Mir san a bairische Band“ singen, wie Alex. Natürlich bilden hier die Zuschauer auch wieder die zweite Stimme und es ist ein schönes Gefühl der Zusammengehörigkeit, das dabei entsteht. Neben einer tollen Lichtershow, die mal grün, mal blau, mal eher lila erstrahlt, jagen bei „This is Deutsch“ Rauchsäulen (zumindest erkenne ich es als solche) in die Höhe. Ein netter Effekt. Im Hintergrund werden gleichzeitig die EISBRECHER-Fahne und die Bayerische Flagge geschwenkt, man läuft mit Seppelhut herum – heimelig.
Die Jack-Daniel’s-Flasche kreist wieder, es wird zweimal „Happy Birthday“ für zwei Zuschauer gesungen. Alex bedankt sich bei Conny und Tina, den Background-Sängerinnen, die einige Songs unterstützen – nur leider sehr leise rüberkommen.
Ja, es wird gefeiert. Man kann auf ein tolles Jahr zurückblicken, auf eine schöne Tour, ein geniales Album, gigantische Auftritte und eine weiter wachsende Fangemeinde.
„Miststück“ dröhnt durch das Zenith, das richtiggehend am Kochen ist. Hier wird mitgebrüllt, die Fäuste werden nach oben gereckt und natürlich darf die erste Reihe ins Mikro singen. Alex zieht das Lied wie immer in die Länge, geht richtig ab und verbreitet gute Laune und viel Spaß!
Aber er steht ja nicht alleine da oben, das muss man auch mal sagen. Die Band macht einen verdammt guten Job, die Riffs sitzen, Noel Pix macht seine eigene Show und ist so leidenschaftlich dabei, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen. Die „Jürgen“-Rufe hallen hier und da durch das Zenith und dann wird es auch ernst. Einer fehlt. Drummer Achim liegt im Krankenhaus „und es geht ihm beschissen“, so Alex, der mit einem Mal alles andere als in Feierlaune ist. Das ist ein ernster Moment und Achim fehlt. Nicht nur als Drummer, denn er wird würdig ersetzt, nein, er fehlt als Mensch, als Teil der EISBRECHER-Familie. Alles Gute und baldige Genesung, lieber Achim!
An den Drums sitzt Manuel, der nur einmal mit der Band geprobt hat und wirklich gut ist. Der schneidige Italiener lässt die Sticks glühen und macht eine gute Figur auf dem Podest. Vielen Dank für den Einsatz!
Auch René und Olli sollen hier Erwähnung finden, denn von beiden mussten wir gestern Abschied nehmen. Sie haben sich für andere Wege entschieden und verlassen die Band. Schade, aber immerhin gab es einen tollen Abschied – Danke für die schöne Zeit mit euch und alles Gute auf den weiteren Wegen!
Aber jedes Konzert geht einmal zu Ende. Kurz vor Mitternacht sind wir alle der Meinung, dass die Hölle noch ein bisschen warten muss, schwenken Feuerzeuge, singen mit und wollen gar nicht wahrhaben, dass es schon wieder so spät ist.

EISBRECHER bedanken sich herzlich, schleudern Eisbären ins Publikum und werden mit großem Jubel und Applaus verabschiedet.

Eisbrecher 3

Es war ein gigantischer Jahresabschluss, der wohl bei Bands und Fans lange in Erinnerung bleiben wird. So feiert man tolle Jahre, so bedanken sich beide Seiten und freuen sich auf das, was noch kommen mag.
Die Unruhe, das Zenith sei viel zu groß, hat sich gelegt. Etwa 3000 Leute waren gestern Abend in München und haben 2012 verabschiedet.
Nächstes Jahr werden es noch mehr sein, versprochen!

Eisbrecher 5

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